Zum Hauptinhalt springen

Chancen der Digitalisierung in der politischen Bildung

Modellseminar Arbeit und Leben Thüringen

// Carina Schönberger

Ein immer größerer Teil unseres Lebens findet im digitalen Raum statt oder steht in engem Bezug dazu. Die damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen werden häufig unter dem Schlagwort Digitalisierung zusammengefasst und betreffen nicht nur den Alltag der meisten Menschen, sondern auch die politische Bildung. Politische Bildung muss auf die digitale Transformation reagieren, die Veränderungsprozesse inhaltlich aufgreifen und zu Mitgestaltung, Teilhabe und kritischer Auseinandersetzung anregen und befähigen. Neben den inhaltlichen Anforderungen, die sich aus der Digitalisierung für die politische Bildung ergeben, bieten sich auch organisatorisch und methodisch Chancen, die es zu entdecken und zu nutzen gilt.

Abgeleitet davon ergeben sich verschiedene Fragestellungen, die leitend für das Seminar sind: Was ist gute politische Bildung? Was macht die ‚digitale Welt‘ aus und was unterscheidet sie von der analogen Welt? Daraus abgeleitet: Was macht gute digitale politische Bildung aus? Und was bedeutet das für die Praxis?

Angesprochen wurden mit dem Seminar vor allem junge Menschen, die selbst in der politischen Bildung aktiv werden wollen. Aufbauend auf die Erfahrungen und anknüpfend daran sowie die Bedürfnisse der Teilnehmenden werden Diskussionen geführt, Methoden ausprobiert und Schlüsse für die politische Bildung gezogen. Die eingesetzten Methoden sensibilisieren die Teilnehmenden für das Thema, regen zur Reflexion an und unterstützen kompetentes Handeln in der digitalen Welt.

Erfahrungen / Herausforderungen / Ergebnisse  

Die Digitalisierung und digitale Tools bieten viele Möglichkeiten und eröffnen neue Formate, Wege und Arten von Kommunikation und Interaktion. Gleichzeitig gehen dabei bestimmte Aspekte von Kommunikation verloren (z.B. Körpersprache). Für manche Zielgruppen werden Hürden für Beteiligung geringer und sie beteiligen sich stärker, für andere steigen die Hürden für Beteiligung und es braucht andere Wege der Ansprache und Kommunikation. Die Planung von Seminaren etc. muss also noch zielgruppenorientierter und differenzierter sein, um die richtige Ansprache für gewünschte Zielgruppen zu erreichen. Beim Einsatz digitaler Tools muss man sich bewusst sein, dass sich nur bestimmte Personen beteiligen. 

Teilnehmende haben außerdem kritisch angemerkt, dass es passieren kann, "dass sich TN durch die vielen Möglichkeiten bei manchen Tools im Spielerischen verlieren", zu sehr auf gestalterische Details (Miro u. Collaboard) achten und dadurch der Fokus auf Inhalte verloren geht. In diesem Zusammenhang wurde die reduzierte Einfachheit von 'oncoo' gelobt.

Digitale Tools können Seminare und Veranstaltungen der politischen Bildung durchaus bereichern und die Beteiligung bestimmter Zielgruppen erhöhen. Gleichzeitig muss allerdings darauf geachtet werden, das andere Zielgruppen nicht ausgeschlossen werden. Außerdem ist der Einsatz gut zu planen und 'dosiert' anzuwenden, um sich nicht 'im Dschungel der Tools' zu verlaufen.

Das Besondere – die Verknüpfung von Inhalt und Form sowie der Blick ‚von oben‘ 

Das Spezielle am Seminar war, dass die Auseinandersetzung über Digitalisierung und digitale Tools selbst unter Verwendung und mittels digitaler Tools stattgefunden hat. Somit konnte direkt ‚am Diskussionsgegenstand‘ gearbeitet werden. Die TN haben selbst eine praktische Einheit für politische Bildung mit digitalen Tools entworfen, mit dem Ziel, dass sie diese dann in ihrer eigenen politischen Bildungspraxis einsetzen. Zudem gab es eine Fantasiereise in eine digitale Zukunft und ein Rollenspiel mit einem ChatBot-Bundeskanzler. Im Zusammenspiel von Fragestellung, Methoden und Tools konnte so ein kritischer Blick auf politische Bildung und Digitalisierung geworfen werden. Um nicht neue technische Möglichkeiten nur in ihrer Anwendung zu betrachten, wurde ebenfalls eine kritische Auseinandersetzung mit globalen Zusammenhängen und Auswirkungen der Digitalisierung angeregt und auf Ressourcenverbrauch und Produktionsbedingungen für IT geschaut. Dadurch wurden auch entwicklungspolitische Fragestellungen in das Seminar einbezogen.

Tipps für Teamende  

Digitale Tools ‚dosiert‘ und zielorientiert einsetzen, nicht überall wo es geht, sondern wo es hilfreich ist und Mehrwert bringt. Mögliche Hemmnisse und Hürden für bestimmte Zielgruppen bei der Planung bedenken. Und es ist immer gut einen analogen Plan B zu haben, wenn mal das Internet nicht funktioniert oder zu schwach ist.

Material zum Download

Download >>

Kontaktinformationen  

Johannes Kemnitz

Arbeit und Leben Thüringen e.V.

E Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Über die Modellseminare

Schwerpunktthema 2023/2024: Chancen der Digitalisierung in der politischen Bildung

Im Rahmen des Programms Politische Jugendbildung im Kinder- und Jugendplan (KJP) bei Arbeit und Leben wird alle zwei Jahre ein wechselndes Schwerpunktthema aufgegriffen. Für die Jahre 2023/2024 steht der Themenkomplex „Chancen der Digitalisierung in der politischen Bildung“ im Mittelpunkt.

In den Landesorganisationen von Arbeit und Leben werden hierzu modellhafte Seminare konzipiert, durchgeführt und im kollegialen Austausch reflektiert.Mit den Blogbeiträgen möchten wir die entwickelten Konzepte und gewonnenen Erfahrungen dokumentieren und für die Praxis der politischen Jugendbildung nutzbar machen.

Das Programm wird durch Mittel des Kinder- und Jugendplans des Bundes vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

 


Keywords/Tags:

Home