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Alle Macht dem SharePic? Social Media zwischen Aktivismus und digitalem Kapitalismus

Modellseminar Arbeit und Leben Bremen

// Florian Markmann

Im Fokus des Seminars stand die kritische Auseinandersetzung mit der heutigen Internetkultur sowie die Reflexion sozialer Medien im Spannungsfeld zwischen politischem Aktivismus und digitaler Wirklichkeit.
Die Veranstaltung richtete sich an Jugendliche und junge Erwachsene, für die Social Media ein zentraler Bestandteil ihres politischen Ausdrucks ist.

Das Seminar beschäftigte sich mit folgenden Inhalten:

  • Geschichte des Internets und sozialer Netzwerke und wie sie heute funktionieren
  • Annährung an den Begriff des digitalen Kapitalismus und des sogenannten Plattform-Kapitalismus
  • Reflektion der Nutzungsweise des Internets und der gängigen Plattformen im Kontext der Informationsbeschaffung und der eigenen politischen Sozialisation
  • Erfahrungen, Erfolge und Frustrationen mit Aktivismus auf Social Media sowie Vor- und Nachteile der Nutzung kommerzieller Plattformen bzw. unkommerzieller Netzwerke wie z.B. Mastodon
  • Ausprobieren von Mastodon und dem Fediverse als dezentrales Netzwerk und als Alternativen zu kommerziellen Plattformen 

Erfahrungen / Herausforderungen / Ergebnisse  

Im Rahmen des Seminars wurde deutlich, wie wenig wir eigentlich über die Hintergründe vieler von uns alltäglich und selbstverständlichen genutzten Infrastruktur des Internets und der gängigen Social Media Plattformen wissen. Dabei waren vielen der TN sowohl die Entstehungsgeschichte des Internets als auch die technischen Hintergründe der Plattformen und die damit verbundenen Geschäftsmodelle nicht in dieser Form bekannt.

Deutlich wurde auch, welche Rolle das Internet und viele der gängigen Plattformen in unserer eigenen politischen Sozialisation und Bildung gespielt haben / spielen. Für viele der TN ist z.B. Instagram ein Ort der politischen Bildung, da dort viele Nutzer*innen in niedrigschwelliger Form Informationen z.B. zu Themen wie Rassismus, Sexismus oder dem Klimawandel zur Verfügung stellen. Die TN merkten aber auch an, dass es hier häufig sehr schwer sei, die Quellen nachzuvollziehen, da die Verlinkung zu Quellen, aber auch zu weiterführenden Informationen nur sehr eingeschränkt möglich ist.

Eine Herausforderung war das große Interesse der Teilnehmenden an den Hintergrundinformationen in der Kombination mit dem straffen Zeitplan. Deutlich geworden ist, dass TN dieser Zielgruppe sehr viel eigene Erfahrungen und Interesse mitbringen, was sich u.a. in längeren Diskussionsphasen niedergeschlagen hat. Es ist daher zu empfehlen, dass Seminar eher als Tagesseminar umzusetzen.

Sehr positiv wurde von den TN auch die Arbeit mit den Tablets, das Wiki und die Schnitzeljagd durch das Fedivers (mit Fokus auf Mastodon und Peertube) bewertet. So war die digitale Ebene auch auf der methodischen Ebene ganz selbstverständlich Bestandteil des Seminars und es wurden keine Wechsel zwischen analoger und digitaler Welt nötig. Darüber hinaus hat die Schnitzeljagd dazu beigetragen, dass die TN sich bereits im Fedivers auskennen und wissen, mit welchen Apps sie darauf zu greifen können, wie sie sich einen Account anlegen können, was Instanzen sind, welche Anwendungen es gibt usw. Somit wurden die Zugangshürden deutlich gesenkt. 

Das Besondere – die Verknüpfung von Inhalt und Form sowie der Blick ‚von oben‘ 

Für uns war das Seminar in vielfacher Hinsicht besonders.

So haben wir uns erstmals explizit an junge Menschen gewendet, die sich selbst als „politisch“ verstehen oder sogar politisch aktiv sind und soziale Medien in ihrem Aktivismus nutzen.

Auch das Thema als solches und insbesondere der Blick auf den digitalen Kapitalismus, seine Entstehungsgeschichte und sein Ausdruck in den gängigen Social Media Plattformen haben wir erstmals für die politische Jugendbildung aufgearbeitet.

Darüber hinaus haben wir in dem Seminar Tablets als Medium genutzt. Über die Tablets, die für alle TN zur Verfügung standen, haben wir mit einem Wiki gearbeitet, in dem sowohl die Seminarstruktur, die Aufgaben für die Gruppenarbeiten sowie die vermittelten Inhalte abrufbar waren. In dem Wiki konnten die Teilnehmenden sich direkt Frage und Anmerkungen notieren und auch die Ergebnisse der Gruppenarbeit wurden dort eingepflegt. So stand direkt mit dem Ende des Seminars eine umfangreiche Dokumentation für die Teilnehmenden zur Verfügung.

Die Tablets waren außerdem Medium für eine digitale Schnitzeljagd durch das sogenannte Fedivers, zu dem u.a. die Twitter-Alternative Mastodon gehört. Ziel war es evtl. Zugangshürden zu diesem für die meisten noch unbekannten „Netzwerk von Netzwerken“ abzubauen, in dem die TN sich dort im Rahmen der Schnitzeljagd selbst bewegen. 

Tipps für Teamende  

Die Teamenden sollten sich im Themengebiet gut auskennen und sich selbst auf den gängigsten Plattformen bewegen, um die Erfahrungen / Erlebnisse / Berichte der TN einordnen zu können.

Material zum Download

Download >>

Kontaktinformationen  

Grete Schläger

Arbeit und Leben Bremen e.V.

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Über die Modellseminare

Schwerpunktthema 2023/2024: Chancen der Digitalisierung in der politischen Bildung

Im Rahmen des Programms Politische Jugendbildung im Kinder- und Jugendplan (KJP) bei Arbeit und Leben wird alle zwei Jahre ein wechselndes Schwerpunktthema aufgegriffen. Für die Jahre 2023/2024 steht der Themenkomplex „Chancen der Digitalisierung in der politischen Bildung“ im Mittelpunkt.

In den Landesorganisationen von Arbeit und Leben werden hierzu modellhafte Seminare konzipiert, durchgeführt und im kollegialen Austausch reflektiert.Mit den Blogbeiträgen möchten wir die entwickelten Konzepte und gewonnenen Erfahrungen dokumentieren und für die Praxis der politischen Jugendbildung nutzbar machen.

Das Programm wird durch Mittel des Kinder- und Jugendplans des Bundes vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

 


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