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Tell Their Stories – Erinnerung an junge Opfer rechter Gewalt

// Gesa Lonnemann
Tell Their Stories // Arbeit und Leben Niedersachsen

Am 30. Mai 2022 wurde die Ausstellung „Tell Their Stroies – Erinnerung an junge Opfer rechter Gewalt“ eröffnet. Mit dabei waren über 30 junge Menschen aus ganz Niedersachsen, die die Ausstellung inhaltlich mitgestaltet haben.

Wenn man an Opfer von rechter Gewalt denkt, sind schnell die Verbrechen des Nazi-Regimes vor Augen. Eine derartige Maschinerie der Massenvernichtung, getrieben von einer menschenverachtenden Ideologie, ist zurecht bis heute mahnend präsent.

Diskriminierung, Rassismus und Gewalt bis hin zu Morden, legitimiert mit rechtem Gedankengut, hat es allerdings bereits vor und auch nach dem sog. Dritten Reich gegeben. Diese traurige Kontinuität bis in die Gegenwart zeigt die Ausstellung „Tell Their Stories“ mit insgesamt 21 Biografien junger Menschen bis zum Alter von 27 Jahren, die in den Jahren 1943 bis 2020 durch rechte Gewalt ermordet wurden.

Das Besondere an der Ausstellung: Im gesamten Entstehungsprozess waren Jugendliche und junge Erwachsene eingebunden, haben mitbestimmt und letztendlich auch die Ausstellungsexponate selbst erstellt.

 

Arbeit und Leben Niedersachsen / Fotografin Nicole Plumeyer.

Arbeit und Leben Niedersachsen / Fotografin Nicole Plumeyer

Bereits 2020 entstand in der AG Jugendarbeit gegen Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF) des Landesjugendrings Niedersachsen die Idee eines Erinnerungsprojektes mit dem jungen Menschen gedacht wird, die durch rechte Gewalt getötet wurden. Aus der AG Jugendarbeit gegen GMF übernahmen die Vertreter*innen der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Niedersachsen e.V. und der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen e.V. die Verantwortung für die Gestaltung und Fertigstellung einer Ausstellung. Aus den Jugendverbänden heraus wurden 40 Biografien vorgeschlagen und gemeinsam dann die 21 Lebensgeschichten ausgewählt, die nun in der Ausstellung vertreten sind. In einem weiteren Schritt haben Schüler*innen aus ganz Niedersachsen im Rahmen von schulkooperativen Projekten die Texte und kreativen Elemente zu den einzelnen Personen entwickelt, die zu der Ausstellung „Tell Their Stories“ umgesetzt wurden. Die Erinnerung an die jungen Opfer rechter Gewalt wurde somit aus der Perspektive junger Menschen von heute gestaltet.

Ausstellungseröffnung in Hannover

Nach insgesamt zwei Jahren und durch die Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend konnte die Eröffnung am 30. Mai 2022 gefeiert werden. Als Schirmherr der Ausstellung betonte der Niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne, dass die Jugendlichen durch die Gedichte, Zeichnungen, Texte und Collagen auch anderen Jugendlichen einen intensiven und zugleich kreativen Zugang zu diesem herausfordernden Thema ermöglichen. Er würdigte ihre Arbeit und sprach ihnen zu, dass sie von Lernenden zu Lehrenden geworden seien.

Die insgesamt mehr als 50 Gäste konnten sich in den Räumlichkeiten des Gewerkschaftshauses in Hannover die 18 Biografieaufsteller mit den insgesamt 21 Lebensgeschichten anschauen. Für die Jugendlichen bot es die Möglichkeit, das erste Mal ihre eigenen Texte und Collagen auf den Roll-Ups als Teil der Ausstellung zu bestaunen.

Es ist wichtig anzuführen, dass „Tell Their Stories“ keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Die Auswahl für die Biografien zu treffen, war nicht leicht und viele Geschichten bleiben unerzählt. Deswegen ist ebenfalls ein namenloser Aufsteller integriert, der für all diejenigen Personen steht, die keine Erwähnung finden und zu denen bspw. auch keine konkreten Daten und Angaben mehr recherchierbar sind. Dies ist auch ein möglicher Ansatzpunkt, um in die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen anhand von „Tell Their Stories“ einzusteigen. Dabei kann es um die Fragen gehen, wer wird eigentlich erinnert, von wem und in welchem Rahmen? Gibt es Gedenktage oder Orte der Erinnerung? Wie funktioniert Erinnerungskultur gesellschaftlich? Schon in der Ausstellung wird deutlich, dass Erinnerung auch ein Politikum sein kann und es in Deutschland eine unterschiedliche Gewichtung gibt. Weitere Themenfelder für die intensivere Auseinandersetzung ist die Herausarbeitung von rechter Gewalt: Welche Definition oder Elemente können anhand der gezeigten Beispiele abgeleitet werden? Ist es immer so eindeutig? Wie kann es zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen? 

Das Projektteam unterstützt die Ausstellung durch die pädagogische Begleitung bspw. anhand der genannten Themen.

Die Ausstellung kann entliehen werden.

 

Informationen dazu können beim Projektteam angefragt werden: Gesa Lonnemann, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.


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