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re:publica 2025

Generation XYZ und die Rückeroberung des Digitalen

// Johannes Kemnitz

Die re:publica 2025 stand unter dem Motto Generation XYZ. Es klang zunächst nach einem Versuch, die Digital Natives, Millennials und Gen Z in einem Begriff zu vereinen. Doch was sich durch Talks, Panels und Gespräche in Berlin zog, war ein anderes Thema – weniger griffig formuliert, dafür umso drängender: Wie holen wir uns das Internet zurück?

Zurück von Plattformen, die öffentlich wirken, aber privatwirtschaftlich organisiert sind.
Zurück von Algorithmen, die Empörung belohnen.
Zurück von Infrastrukturen, die auf Kontrolle statt auf Teilhabe ausgerichtet sind.

Der Wunsch nach einem gemeinwohlorientierten, demokratisch gestalteten digitalen Raum war in diesem Jahr nicht nur ein Nebenmotiv, sondern ein geteiltes Anliegen vieler Speaker:innen, Aktivist:innen und Besucher:innen.

Digitale Mündigkeit ist kein Selbstläufer

Diese Forderung klingt erst einmal gut. Aber sie bedeutet auch: Zumutungen.
Zumutung, sich mit den Hintergründen der digitalen Machtverhältnisse auseinanderzusetzen.
Zumutung, sich aus gewohnten Komfortzonen herauszubewegen – raus aus Instagram, raus aus dem Google-Universum, rein in föderierte Netzwerke, Open Source Tools und dezentrale Alternativen, deren Oberfläche manchmal noch hakt.

Trotzdem lohnt sich das. Mehr denn je.

Denn zwei Dinge sind in Bewegung:

  1. Die politische Infrastrukturfrage kommt im Mainstream an.
    Digitale Souveränität war lange ein Nischenthema. Heute diskutieren es Kommunen, Stiftungen und selbst Bundesministerien. Die Erkenntnis wächst: Digitale Selbstbestimmung braucht eigene Werkzeuge, eigene Server, eigene Regeln. Auch jenseits von MS Teams, Notion und Zoom.
  2. Kooperative Plattformen entstehen nicht nur, sie halten sich.
    Projekte wie Mastodon, Signal oder das Fediverse zeigen: Wenn viele mitziehen, wird’s praktikabel. Die Zumutung wird kleiner, je mehr sie teilen.

Und was ist mit KI?

KI war auf der re:publica natürlich allgegenwärtig. Vieles drehte sich um Automatisierung, Bildung, Arbeitswelt. Doch auch hier die gleiche Frage: Wollen wir das Spielfeld den großen US-Konzernen überlassen? Oder entwickeln wir eigene, an europäische Werte gebundene Systeme – transparent, datenschutzkonform und nachvollziehbar?

Politische Bildung sollte dabei nicht nur warnen. Sondern Kompetenzen stärken:
Was kann KI – und was nicht?
Welche Risiken birgt sie für Diskriminierung, für Desinformation?
Wie lässt sich Technologie anders denken, als bloße Effizienzmaschine?

Was heißt das für die politische Jugendbildung?

  • Wir müssen Räume schaffen, in denen Jugendliche digitale Werkzeuge hinterfragen können.
  • Wir brauchen Formate, in denen junge Menschen selbst experimentieren: mit Alternativen zu YouTube, mit Bots, mit Mastodon, mit datensparsamen Tools.
  • Und wir sollten die Frage nach der Macht im Netz als Frage nach Demokratie und Gemeinwohl begreifen – nicht als Technikkurs.

Kurz: Wer über digitale Teilhabe spricht, darf über digitale Macht nicht schweigen.

Hier gehts zur Website der Re:publica

und hier gibts über 200 Videos


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