Politische Bildung testet: Verschwörungschecker

// Lena Kögler

Wird das Coronavirus über Handynetze verbreitet? Ist die Mondlandung fake? Oder ist das alles Quatsch?? Finde es jetzt heraus! Mit dem Verschwörungschecker können Nutzer*innen jede beliebige Verschwörungserzählung auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen.

Auf einen Blick

Name: Verschwörungschecker

Zielgruppe: Jugendliche und junge Erwachsene, aber auch Fachkräfte der Bildungsarbeit und Lehrkräfte

Dauer: Der eigentliche Test dauert 3-5 Minuten. Mit der weiteren Recherche auf der Seite kann beliebig viel Zeit verbracht werden.

Link: https://verschwoerungschecker.org/

Herausgegeben von: Amadeu Antonio Stiftung

So funktionierts

Um den Check zu machen, überlegt man sich zu Beginn des Tests eine Verschwörungserzählung, von der man schon mal gehört oder gelesen hat. Anschließend wird man durch einzelne Fragen mit verschiedenen Antwortmöglichkeiten geführt. Zum Schluss ermittelt der Verschwörungschecker, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es sich bei der überprüften Aussage tatsächlich um eine Verschwörung handelt. Das Ergebnis wird auf einem Barometer zwischen den Polen „ziemlich sicher Nonsens“ und „möglicherweise wahr“ angezeigt. Abschließend erscheint als eine Art Disclaimer eine Infobox mit folgender Aussage: „Bitte denk selbst mit! Der Verschwörungschecker zeigt Wahrscheinlichkeiten auf und ist keine Garantie für ein richtiges Ergebnis.“

 

 Verschwoerungschecker 1Bevor es losgeht, wird der Test erklärt und grundlegende Informationen zu Verschwörungen und Verschwörungserzählungen gegeben. Screenshot Verschwörungschecker.

Im Check

Vermittlung von Inhalten

Neben dem eigentlichen Verschwörungschecker-Tool hält die Seite viele weitere Infos zur Auseinandersetzung und dem Umgang mit Verschwörungserzählungen bereit. Neben FAQs und einem Glossar zum Thema gibt es eine Linksammlung unterteilt in die verschiedenen Unterkategorien FaktenChecks und Infokanäle, Infos zu Verschwörungserzählungen, Materialien der Bildungsarbeit, Meldestellen und Beratungsangebote sowie Infos zur COVID-19-Pandemie. Hier bekommen Menschen, die durch Verschwörungserzählungen verunsichert sind oder Unterstützung im Umgang mit entsprechenden Aussagen suchen konkrete Tipps und weiterführende Informationen. Aber auch politische Bildner*innen oder Lehrkräfte finden hier Unterrichtsmaterialien, Methoden und ein Planspiel.

Darüber hinaus ist die Anwendung so angelegt, dass es nicht nur um das Ergebnis geht, sondern auf dem Weg dorthin bereits Inhalte vermittelt werden bzw. Fragen, mit denen Verschwörungsgläubige konfrontiert und gegebenenfalls verunsichert werden können. Nutzer*innen sollen so befähigt werden, auch in Zukunft Verschwörungserzählungen besser einordnen und mit ihnen umgehen zu können.

Handhabung

Für die Überprüfung der (vermeintlichen) Verschwörung müssen verschiedene Fragen anhand einer Auswahl an Antwortmöglichkeiten bearbeitet werden. Da die Verschwörungserzählungen selbst schon häufig schwer zu greifen sind, sind die Fragen und Antworten eher auf einer Meta-Ebene und erfordern das Hineindenken sowohl in die mutmaßlichen Verschwörer*innen („Sind alle Auswirkungen der Verschwörung lange geplant gewesen – und so wie gewünscht eingetreten?“) als auch in die Verschwörungsgläubigen bzw. diejenigen, die die Erzählung verbreiten („Wie setzen sich die Menschen, welche die mutmaßliche Verschwörung aufdecken wollen, mit Kritik auseinander?“). Dieses Um-die-Ecke-Denken ist relativ voraussetzungsvoll und erfordert eine gute Lesekompetenz.

Motivationsfaktor

Die Seite ist klar und übersichtlich strukturiert und macht Lust, den Test sofort auszuprobieren. Eine Verschwörungserzählung ist schnell gefunden, falls einem selbst nichts einfällt, sind auf der Seite direkt ein paar Anregungen zu sehen. Da die Fragen die Verworrenheit der verschiedensten Verschwörungserzählungen allerdings nur schwer umreißen können, entstehen beim Spielen relativ schnell die ersten Fragezeichen. In diesem Fall steht aber auch immer die Antwortmöglichkeit „Weiß ich nicht“ zur Auswahl so dass man schon nach kurzer Zeit das Ergebnis angezeigt bekommt.

Unser Fazit

Der Verschwörungschecker ist ein unterhaltsames Tool, welches z.B. als lockerer Seminareinstieg zum Thema Verschwörungserzählungen genutzt werden kann. Da eine relativ genaue Kenntnis der jeweiligen Verschwörung und deren Funktionsweise nötig ist um die Fragen beantworten zu können, ist die Anwendung eher für die Zielgruppen der (gymnasialen) Oberstufe oder Multiplikator*innen geeignet – oder für den WG-Tisch! Die weiteren Inhalte der Seite wie z.B. die FAQ oder das Glossar erklären in kurzer und klarer Weise Zusammenhänge und Gefahren, die mit Verschwörungserzählungen einhergehen und eignen sich daher für die Vertiefung des Themas und selbstständige Recherche. Im Seminarkontext sollten die Erfahrungen beim Durchspielen des Test und die einzelnen Testergebnissen zusammengetragen und offene Fragen im Rahmen des Seminars weiterbearbeitet werden.

Zur Treffsicherheit der Wahrscheinlichkeitsberechnung: die Aussage „5G-Netze verbreiten Corona“ wurde vom Verschwörungschecker eher als „Nonsens“ eingeordnet wohingegen der Dieselskandal („Autohersteller umgehen mit illegalen Manipulationen vorgegebene Grenzwerte für Autoabgase“) mit hoher Wahrscheinlichkeit als „möglicherweise wahr“ beurteilt wurde.

 

Verschwoerungschecker 2Auf dem Barometer kann das Testergebnis abgelesen werden. Screenshot Verschwörungschecker.

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