[Kinderserie] Grenzenlose Freundschaft
Wie Fritzi und Sophie die DDR-Zeit für Kinder erfahrbar macht
35 Jahre nach dem Mauerfall erzählt die Serie "Fritzi und Sophie – grenzenlose Freundschaft" eine spannende Geschichte, die Kinder und Jugendliche behutsam an die deutsche Geschichte heranführt – eine Geschichte, die für sie selbst oft schon weit entfernt scheint. Im Fokus steht das Jahr 1989, eine Zeit des Umbruchs und der Spannung, die Deutschland tiefgreifend prägte. In einer Mischung aus kindlicher Abenteuerlust und realem Hintergrund schafft die Serie eine Verbindung zwischen historischem Wissen und persönlichem Erleben und zeigt, wie wertvoll solche Formate für die historisch-politische Bildung sein können.
In "Fritzi und Sophie – grenzenlose Freundschaft" geht es um Fritzi und Sophie, zwei Freundinnen, deren Alltag von politischen Entscheidungen und staatlicher Kontrolle beeinflusst wird. Als Sophie und ihre Mutter in den Westen fliehen, wird die Freundschaft plötzlich auf eine harte Probe gestellt. Die Serie zeigt, wie sich das Leben durch die politische Realität im geteilten Deutschland verändert – und wie Freundschaften und persönliche Bindungen durch äußere Umstände beeinflusst werden können. Indem die Serie kindgerechte Charaktere und Handlungsstränge bietet, wird jungen Zuschauer*innen ermöglicht, Empathie für Menschen in historischen Kontexten zu entwickeln, deren Leben durch politische Umbrüche herausgefordert wird.
Warum Animation und Geschichtsunterricht?
Die Stärke von Animationsserien in der politisch-historischen Bildung liegt in ihrer zugänglichen Art, komplexe Themen kindgerecht darzustellen. Die Farbgebung, die Gestaltung der Charaktere und die Erzählweise machen die Inhalte nicht nur verständlicher, sondern auch emotional ansprechend. Gerade weil es in der Serie nicht nur um die politische Ebene geht, sondern auch um die Beziehung zwischen den beiden Freundinnen und ihre Abenteuer, bleibt das Thema spannend und zugleich relevant für die Lebenswelt der jungen Zuschauer*innen.
In der ersten Folge haben Fritzi und Sophie gemeinsam ein Baumhaus gebaut, in dem sie Abenteuer erleben wollen. Doch als Sophies Mutter ins Visier der Stasi gerät, weil sie sich für eine Umweltaktion engagiert hat, wird der unbeschwerte Alltag der Mädchen von politischer Realität eingeholt. Die Darstellung dieser Ereignisse zeigt Kindern, dass Politik kein abstrakter Begriff ist, sondern etwas, das tief in das Leben von Menschen eingreift – eine Einsicht, die durch Lehrbücher und reinen Geschichtsunterricht nur schwer vermittelt werden kann.
Eine narrative Erfahrung, die Neugierde weckt
Die Serie wirft auf kindgerechte Weise Fragen auf, die zum Nachdenken und Weiterfragen anregen: Warum gibt es Grenzen? Warum mussten Menschen fliehen? Was bedeutete es, in der DDR zu leben? Animationsserien wie "Fritzi und Sophie – grenzenlose Freundschaft" eröffnen damit einen Raum für Fragen, der auch außerhalb der Serie, etwa im Klassenzimmer oder mit den Eltern, weiter bearbeitet werden kann. Für pädagogische Fachkräfte und Lehrer*innen ergeben sich hier viele Anknüpfungspunkte, um über Begriffe wie „Freiheit“, „Diktatur“ oder „Demokratie“ zu sprechen und diese in einen geschichtlichen Kontext zu setzen.
Geschichte erleben und verstehen
Die Serie vermittelt nicht nur Informationen, sondern lässt Kinder die Geschichte „erleben“. Dabei wird die Geschichte der DDR nicht moralisch belehrt, sondern in all ihren Graustufen und Auswirkungen gezeigt – der Mut der Menschen, ihre Ängste und die Überwachung durch die Stasi, aber auch die Solidarität und der Widerstand gegen den repressiven Staat. Kinder und Jugendliche erhalten so nicht nur eine Vorstellung davon, wie das Leben damals war, sondern können auch die Mechanismen der staatlichen Überwachung und die Einschränkung von Freiheitsrechten auf einer emotionalen Ebene nachvollziehen.
Der Beitrag zur historisch-politischen Jugendbildung
In der politisch-historischen Bildung spielt die Darstellung von Geschichte als lebendiges Erbe eine zentrale Rolle. Serien wie "Fritzi und Sophie – grenzenlose Freundschaft" helfen dabei, die abstrakte Zeitgeschichte anschaulich und nachvollziehbar zu machen, was für eine erfolgreiche Wissensvermittlung entscheidend ist. Sie können Fragen aufwerfen und zugleich wichtige Werte wie Empathie und Demokratieverständnis fördern, die im jungen Alter besonders gut geprägt werden können.
"Fritzi und Sophie – grenzenlose Freundschaft" ist daher mehr als nur eine Animationsserie. Sie ist eine Einladung an junge Zuschauer*innen, sich mit ihrer eigenen Geschichte zu beschäftigen und die Wertschätzung für Demokratie und Freiheit zu entwickeln. In einer Welt, in der sie selbst bald politische Entscheidungen treffen werden, können Serien wie diese wichtige Impulse setzen – und damit einen Beitrag zur demokratischen Gesellschaft leisten.
Es bleibt jedoch ein kleiner Wehrmutstropfen: Obwohl "Fritzi und Sophie – grenzenlose Freundschaft" die Geschichte der DDR und die Realität des geteilten Deutschlands auf kindgerechte Weise darstellt, greift die Serie auch auf einige bekannte Klischees zurück, die das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge der damaligen Zeit vereinfachen. Die Darstellung von Figuren und Ereignissen wird gelegentlich zugunsten einer klaren Unterscheidung zwischen „Gut“ und „Böse“ vereinfacht, was historische Nuancen und Ambivalenzen unberücksichtigt lässt. Gerade deshalb ist es wichtig, dass politisch-historische Bildner:innen den Inhalt der Serie ergänzen und vertiefen. Ein differenzierter Blick hilft den jungen Zuschauer*innen, historische Ereignisse und die gesellschaftliche Realität von damals besser einzuordnen und kritisch zu hinterfragen. So wird vermieden, dass die Geschichte in Stereotypen verhaftet bleibt und das Verständnis für die Komplexität der DDR und des geteilten Deutschlands vertieft.
Die Serie ist ab jetzt bis Februar 2025 zu finden auf
kika.de
Weitere Informationen zur Serie im mdr Mediendossier
Eine gute Ausstellung (auch für Jugendliche) zum Thema DDR ist in Erfurt in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße zu finden.