Barrierearm: Wie digitale Modelle und Tools in Seminaren unterstützen können

// Dr. Lea Schulz

Digitale und assistive Tools ermöglichen vielen Teilnehmenden einen niedrigschwelligen Zugang und können in digital-inklusiven Seminaren von Teamenden unterstützend eingesetzt werden. Von der Augensteuerung, Bedienungshilfen auf Smartphones, Apps zum Vorlesen von Texten oder Apps, die textbasierte Informationen über eine künstlich erzeugte Sprachausgabe wiedergeben (Text-To-Speech) über kollaborative Hilfsmittel zum Lernen mit Medien ist die Palette groß. Eine Auswahl verschiedener Werkzeuge findet Ihr z.B. in der Sammlung diklusiver Tools und Modelle von Dr. Lea Schulz. 

Dr. Lea Schulz beschäftigt sich u.a. mit inklusiver Bildung und diklusiven Lernwelten und arbeitet mit dem Begriff Diklusion. Im folgenden Textbeitrag, der für das Plakat "Alle machen mit! Niedrigschwelligkeit in der Politischen Bildung - auch digital" entstanden ist, geht die Autorin auf den Begriff Diklusion ein und erläutert das Fünf-Ebenen-Modell für eine digital-inklusive Bildung. 

Diklusion - was ist das? 

Der Einsatz digitaler Medien und Inklusion stellen große Herausforderungen für die gesamte Bildungslandschaft dar. Wenn diese beiden Konzepte gemeinsam betrachtet und in die Praxis umgesetzt werden, entstehen zwei starke Fundamente für eine neue Bildungskultur, die den Umgang mit einer vielfältigen Bevölkerung verändern wird (vgl. Schulz 2021). Die Kombination dieser beiden zentralen Themen führt zu dem neuen Begriff "Diklusion" (Digitale Medien und Inklusion), der die beiden wichtigen Innovationen in der Bildungslandschaft vereint.

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Inklusion bezieht sich dabei auf die Chancengleichheit aller Lernenden, unabhängig von ihren Bedürfnissen und individuellen Lernvoraussetzungen, an qualitativer hochwertiger Bildung teilzuhaben. Diklusion vereint beide Themen unter einem Dach und zielt auf eine digitale, inklusive Bildungslandschaft ab. Diese Themen stellen die beteiligten Akteure vor große Herausforderungen, aber bieten auch Synergieeffekte für die Entwicklung einer Bildung für alle.

Der Begriff „Diklusion“ dient dem Austausch und der Diskussion über eine inklusive Bildung im digitalen Zeitalter und regt die Überlegung an, wie man Exklusionsrisiken vermeiden und den Kindern und Jugendlichen die notwendigen Kompetenzen vermitteln kann, um an der digitalen Gesellschaft teilhaben zu können.

Chancen digital-inklusiven Handelns in der Bildungslandschaft

Das Fünf-Ebenen-Modell für eine digital-inklusive Bildung umfasst fünf Ebenen:

Ebene 1 - Individuum: In der ersten Ebene geht es um die Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche bei Beeinträchtigungen durch Assistive Technologien zu unterstützen.

Beispiel: Zu den praktischen Beispielen zählen die Verwendung von Text-to-Speech-Software, um sich Texte vorlesen zu lassen, die Verwendung von digitalen Stiften und Notizbüchern, um motorische Schwierigkeiten beim Schreiben zu mindern, sowie die Verwendung von Bildschirmlesegeräten für Schüler:innen mit Sehbeeinträchtigungen oder der Einsatz von einem Übersetzer (z. B. den google Übersetzer) zum Übersetzen von Texten in die Muttersprache der Kinder und Jugendlichen.

Ebene 2 - Lernebene: Die zweite Ebene betrachtet die Potenziale digitaler Medien für einen individualisierten Unterricht.

Beispiel: Lernvideos können dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche im eigenen Lerntempo auf Inhalte zugreifen können, sie können sie anhalten, nochmals wieder ansehen und sie beim Lernen flexibel abrufen. Ein weiteres Beispiel sind Handlungsabläufe, die z.B. mit einem EBook, wie dem Book Creator erstellt werden. Im Book Creator kann jeder Schritt mit einem Bild, einer begleitenden Sprachaufnahme oder auch mit Text dargestellt werden. Dies erhöht die Selbstständigkeit der Kinder und Jugendlichen.

Ebene 3 - Lerngruppe: Die dritte Ebene beschreibt das digitale, kooperative oder kollaborative Lernen in Gruppen, bei dem digitale Medien ein Werkzeug für die gemeinsame Wissenskonstruktion sind.

Beispiel: Ein praktisches Beispiel könnte eine Online-Arbeitsgruppe sein, in der Kinder und Jugendliche gemeinsam an einem Projekt arbeiten, indem sie über eine Online-Plattform kommunizieren und gemeinsam Dokumente bearbeiten. Über verschiedene digitale Formate, wie Podcast, Lernvideos, Hörspiele, Stop Motion oder Greenscreen-Videos können die Lernenden ihren eigenen Zugang wählen und alle gemeinsam ein digitales Produkt entwickeln. Durch das digitale Format werden insbesondere Schwierigkeiten in der Schriftsprache deutlich vermindert und Teilhabe wird ermöglicht.

Ebene 4 - Organisation: Diese Ebene zeigt, wie digitale Vorbereitung, Organisation, Arbeit im multiprofessionellen Team, Lernstandserhebung, Diagnostik und Dokumentation einen inklusiveren Unterricht ermöglichen und die pädagogische Fachkraft entlasten.

Beispiel: Mit künstlichen Intelligenzen, wie z.B. ChatGPT können Texte in verschiedene Schwierigkeitsstufen differenziert werden. Dies ist schnell und effektiv und unterstützt eine Vorbereitung der inklusiven Bildungslandschaft. Ein weiteres Beispiel ist die Erarbeitung von Elterninformationen in mehreren Sprachen, hier könnten z.B. mit kits.blog sprechende QR-Codes in anderen Sprachen eingefügt werden, damit der Text für andere Muttersprachler:innen zugänglich ist.

Ebene 5 - Gesellschaft/Umwelt: Inklusive Medienbildung ist auch ein Beitrag zur Gesellschaft, in der alle Schüler:innen die Fähigkeit besitzen sollten, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden und gleichberechtigt an dieser teilzunehmen. Hier ist die Bildungslandschaft gefordert, die notwendigen Medienkompetenzen zu vermitteln.

Beispiel: Praktische Beispiele für inklusive Medienbildung sind die Integration der Möglichkeiten zum Erwerb von Medienkompetenz, die Integration digitaler Medien in die Bildungslandschaft inkl. erforderlicher Hilfen und die Förderung digitaler Teilhabe für alle Kinder und Jugendlichen.

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Weitere Aspekte der Diklusion sind auf dem Poster zusammengefasst.

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