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Anwendungsbeispiele: chatGPT in der politischen Bildung

// Johannes Kemnitz

Anfang des Jahres war künstliche Intelligenz in aller Munde. Alle wollten mit Programmen wie ChatGPT, Midjourney und Co spielen und arbeiten. Hitzige Debatten brachen los, vor allem wie Bildung im Zeitalter der künstlichen Intelligenzen aussehen wird. Seitdem ist alles wieder ein bisschen ruhiger geworden. Zeit also mal gemeinsam zu schauen, wie wir Künstliche Intelligenz nun ganz praktisch in unserer Bildungsarbeit einsetzen können...

Die digitale Revolution hat unsere Welt auf den Kopf gestellt, und die politische Bildung bleibt davon nicht unberührt. In einer Zeit, in der Informationen im Überfluss vorhanden sind und der Zugang zu Wissen einfacher denn je ist, stehen Multiplikator:innen der politischen Bildung vor der Herausforderung, effektive und zeitgemäße Methoden zu finden, um junge Menschen für politische Themen zu sensibilisieren und zu aktivieren. Eine vielversprechende Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, besteht darin, Text-KIs (wie ChatGPT) in die politische Jugendbildung zu integrieren. In diesem Artikel werden wir erkunden, welche Prompts ("Prompts" sind die Sprachbefehle die der Künstlichen Intelligenz den Auftrag geben und die Regeln für diesen Auftrag definieren) für Multiplikator:innen der politischen Bildung besonders interessant sein könnten.

(Disclaimer: die Prompts wurden auf der Bezahlversion von OpenAi, ChatGPT 4.0 getestet. Andere Text-KIs reagieren auf die Prompts ggf. anders.)

1. ChatGPT als Debattenstarter:

ChatGPT kann als effektiver Debattenstarter dienen. Multiplikator:innen und Jugendliche können Fragen zu aktuellen politischen Themen entwickeln und mit Hilfe der KI erste Ideen sammeln. Jugendliche bekommen so die Möglichkeit einen ersten Einblick in das Thema zu erhalten und von dort gemeinsam weiter zu diskutieren.

Beispielprompt:

"Liste mir jeweils drei Vorteile und drei Nachteile zum Thema "Abschaffung der Schuldenbremse" auf."

2. Simulationen politischer Szenarien:

Durch die Verwendung von ChatGPT können Multiplikator:innen realistische politische Szenarien erstellen, in denen die Schüler:innen verschiedene Rollen übernehmen. ChatGPT kann dann verschiedene Rollen zugewiesen werden. Dies fördert das Verständnis für politische Prozesse und Entscheidungsfindung.

Beispielprompt:

"Du bist Oberbürgermeisterin einer mittelgroßen deutschen Stadt und stellst dich in einer Fragerunde den Fragen interessierter Jugendlicher zur gesellschaftlichen Verantwortung in den Zeiten des Klimawandels."

 

3. Faktenüberprüfung und Medienkompetenz:

In einer Ära von Fake News und Desinformation ist es entscheidend, dass junge Menschen die Fähigkeiten zur Faktenüberprüfung entwickeln. ChatGPT kann genutzt werden, um gemeinsam mit den Jugendlichen Online-Quellen zu analysieren und zu bewerten. Gemeinsam kann man versuchen rauszufinden wo die Grenzen bzw. Grauzonen der KI verlaufen.

Beispielprompt:

"Ich habe einen Artikel über tote Elefantenbabys auf dem Mond gelesen. Kann das sein?"

 

4. Politische Philosophie und Ideengeschichte:

ChatGPT kann als eine Art virtuelle Lehrerin für politische Philosophie und Ideengeschichte dienen. Multiplikator:innen können die Jugendlichen auffordern, Fragen zu berühmten politischen Denker:innen und ihren Ideen zu stellen.

Beispielprompt:

"Welche Auswirkungen hatte die politische Theorie von Michail Bakunin auf die moderne Demokratie von heute?"

 

5. Politische Simulationsspiele:

Interaktive politische Simulationsspiele sind eine effektive Methode, um das Verständnis für politische Prozesse zu vertiefen. Mit ChatGPT können Multiplikator:innen komplexe Szenarien und Entscheidungsbaumstrukturen erstellen, die die Jugendlichen durchlaufen und in denen sie politische Entscheidungen treffen müssen.

Beispielprompt:

"Du bist eine interaktive politische Simulation mit einer Dungeon-und-Dragon Spielmechanik. Als Setting steht eine hitzige Debatte im Stadtteil an, wobei du als Dungeon-Master das Quartiersmanagement repräsentierst. Ziel des Spiels ist ein Bürgerentscheid ob ein neues Einkaufszentrum gebaut werden soll."

 

6. Aktuelle Ereignisse und Analysen:

Schließlich können Multiplikator:innen ChatGPT verwenden, um aktuelle politische Ereignisse und Entwicklungen zu analysieren. Die Jugendlichen können gebeten werden, Fragen zu stellen oder kurze Analysen zu erstellen, um ihre politische Urteilsfähigkeit zu schärfen.

Beispielprompt:

"Was sind die möglichen Auswirkungen der EU-Wahlen 2024 auf die politische Landschaft in Deutschland?"

ChatGPT für Quizze, Lückentexte, etc.

Egal ob Quizz, Lückentext, Multiple-Choice: TextKIs können hervorragend genutzt werden um einen ersten Entwurf für eine Wissenabfrage zu erstellen.

Beispielprompt:

"Schreibe mir einen Lückentexte für ein Seminar der außerschulischen politischen Bildungfür Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahre zum Thema "Antisemitismus und der Nahostkonflikt"."

Bonus:  Was hat sich seither geändert?

Neulich las ich einen interessanten Tweet. Ein User stellte die Frage: "Wäre es nicht toll eine Website zu haben, in der man das Jahr seines Schulabschluss eingibt und dann sagt einem die Website, was seitdem wissenschaftlich wiederlegt wurde?!" Ich fand die Frage sehr spannend. Allerdings braucht es dafür keine extra programmierte Website. nach wenigen Versuchen hatte ich einen schönen Prompt.

Beispielprompt:

"Du übernimmst die Rolle eines Chatbots, bei dem ich das Jahr eingebe in dem ich meinen Schulabschluss gemacht habe und du gibst mir jeweils drei Fakten aus, die wissenschaftlich seitdem wiederlegt wurden aber damals noch galten. Am Ende deiner Ausführung fragst du mich nach einer neuen Jahreszahl"

 

Insgesamt bietet die Integration von Text-KIs eine spannende Möglichkeit, die politische Jugendbildung aufzuwerten und junge Menschen für politische Themen zu begeistern. Es ist wichtig, dass Multiplikator:innen dabei darauf achten, die Technologie sinnvoll einzusetzen und die Jugendlichen zu ermutigen, kritisch zu denken und eigene Meinungen zu entwickeln. ChatGPT und ähnliche Anwendungen sind da und werden eingesetzt. Als politische Jugendbildner:innen haben wir die Aufgabe uns damit auseinanderzusetzen. Denn diese KIs können ein wertvolles Werkzeug sein, um die nächste Generation besser auf die Herausforderungen und Chancen unserer komplexen politischen Welt vorzubereiten.

 

Habt auch ihr spannende Prompts in eurem Bildungsalltag ausprobiert? Sendet uns eine Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Einen spannenden Blog-Beitrag zum Thema gibt es auch beim ebildungslabor: Zwei Übungen zum Prompting – seriös und quatschig!


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