Politische Bildung testet: TWINE

// Johannes Kemnitz

Twine ist ein Werkzeug, mit dem sich interaktive, nicht-lineare Geschichten in Textform erzählen lassen. Das Ergebnis ist einfach, fast spartanisch, aber das bedeutet auch, dass selbst unerfahrene Nutzende schnell die Handhabung erlernen können. Die Ergebnisse sind exportierbar und damit auf vielen Webseiten einsetzbar.

Auf einen Blick

Name: Twine

Zielgruppe: Jugendliche ab 14 Jahre, aber auch für Erwachsene (z.B. in der Elternarbeit oder in der Weiterbildung für Multiplikator:innen). Das Spiel arbeitet viel mit Texten, daher bedarf es Lese- und Schreibkompetenz.

Dauer: Die Dauer hängt vom Einsatz ab. Kurze Geschichten lassen sich in wenigen Minuten entwickeln, komplexere Erzählungen können ein paar Stunden bis hin zu einer oder mehrerer Seminarwochen dauern. Nach oben gibt es fast keine Grenzen.

Link: https://twinery.org

Herausgegeben von: Interactive Fiction Technology Foundation

TwineEin Beispiel für eine Twine-Geschichte im Entstehen

So funktionierts

Twine, und das ist sehr schön, startet gleich. Es ist keine Registrierung oder Anmeldung nötig. Stattdessen kann jede:r im eigenen Browser starten und mit dem Erzählen der eigenen Geschichte beginnen. Die Daten werden lokal im eigenen Browser gespeichert. Alternativ lässt sich aber auch eine Desktop-App (Linux, Windows, MacOS) herunterladen.
Nach einem Klick auf „Use in your Browser“ landen wir in der Übersicht, der in unserem Browser hinterlegten „Twines“. Das sind die Geschichten, die wir angefangen haben, zu erzählen. Entweder können diese weiterbearbeitet werden, oder mit Klick auf „Neu“ eine neue Geschichte angefangen werden.
Nach dem Klick auf „Neu“ geben wir der Geschichte zuerst einen Namen und finden uns dann auf einer Art Millimeterpapier wieder. Hier starten wir mit einem Doppelklick im vorgegebenen Fenster unsere Geschichte. Mit zwei sich öffnenden eckigen Klammern bieten wir Entscheidungen an. Sobald wir zwei schließende eckige Klammern an das Ende eines Worts oder eine Wortgruppe setzen, wird daraus automatisch eine Entscheidung und ein neuer „Ast“ der Geschichte entsteht. Ist die Geschichte zu Ende geschrieben oder soll getestet werden, geht man auf „Build“ und dann auf „Spiele“ und schon beginnt das Ausprobieren. Keine Angst, alles lässt sich im Nachhinein auch einfach ändern.
Der große Vorteil ist aber auch der große Nachteil von Twine: die Datenarmut. Wer regelmäßig Browserdaten, Cookies und Co auf dem eigenen Computer löscht, löscht auch die angelegten Twines.

Zwar lassen diese sich auch sichern, aber das ist ein bisschen komplizierter.

Weitere Informationen

„Online-Tutorial für den Einstieg in Twine“ - https://ebildungslabor.github.io/twinetutorial/
„Interaktives Storytelling mit Twine“ - https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/227691/interaktives-storytelling-mit-twine/
Beispiele für Twines:
Don`t hate - participate! (deutsch, Angebot zu den Themen HateSpeech und FakeNews)- https://web2write.github.io/TwineTextAbenteuer/
Depression Quest (englisch) - http://www.depressionquest.com/dqfinal.html

Im Check

Vermittlung von Inhalten
Twine selbst vermittelt keine Inhalte. Es ist ein Tool, um selbst Inhalte vermitteln zu können bzw. um entweder kleine interaktive Lerneinheiten für Teilnehmende zu erschaffen oder um gemeinsam mit den Teilnehmenden Geschichten oder Quizze zu erzählen. Twine lebt dabei eher von kurzen Geschichten, denn auch wenn sich Bilder, Videos und Co einfügen lassen: Das Durchklicken durch eine Geschichte ist nur dann spannend, wenn auch die Geschichte spannend ist.

Handhabung
Twine ist html ohne dass die Nutzenden html können müssen. Die Handhabung ist innerhalb weniger Minuten gelernt und erste Ergebnisse lassen sich schon bald bewundern. Doch für die Entwicklung interaktiver Geschichte muss definitiv einiges an Zeit eingeplant sein.

Motivationsfaktor
Gerade weil das Werkzeug schnell zu lernen ist und Ergebnisse quasi sofort zu sehen sind, ist die Motivation und der Spaßfaktor ziemlich hoch. Bauen dann die Teilnehmenden bspw. noch ihre Lieblingsmemes ein, können schnelle und kurzweilige Geschichte entstehen. Aber alles hängt davon ab, wie kreativ die Gruppe an die Entwicklung der Geschichte geht.

Unser Fazit

Twine ist ein leicht zu bedienendes Tool, welches sich sowohl in digitalen Seminarsettings als auch im klassischen Präsenzseminar einsetzen lässt. Da es Daten nur lokal zwischenspeichert und keine Anmeldung braucht, ist es hervorragend für den Einsatz bei Jugendgruppen geeignet. Der Look ist zwar etwas in die Jahre gekommen, kann aber auch als Retro verkauft werden.
Das Werkzeug ist nicht geeignet für den Einsatz unter Zeitdruck oder mit Gruppen, die keine Lust auf kreative Geschichten haben.


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